Mashup-Party mit DJ BenStiller

Wenn Hardrock und HipHop sich die Hand reichen
wj Aurich. Wer heutzutage vor Mitternacht in eine Diskothek geht, ist selber schuld. Zu der Zeit ist dort meistens nämlich noch nicht viel los. Das war am vergangenen Sonnabend in „Dinis Disco“ im Auricher Carolinenhof ganz anders. Da herrschte bereits am frühen Abends Hochbetrieb auf der Tanzfläche. Schuld daran war eine „Mashup-Party“ mit DJ BenStiller. Und der renommierte Berliner Diskjockey konnte einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass er sein Handwerk wirklich exzellent versteht.

„Mashup“ bedeutet übersetzt auf Deutsch „vermanschen“ oder „etwas zu Brei verarbeiten“. Innerhalb der DJ-Szene bezeichnet es das Vermischen verschiedener Songs. Jüngstes bekanntes Beispiel für dieses auch als „Bastard Pop“ bezeichnete Phänomen ist Kid Rocks Hit „All Summer Long“, dessen Melodie sich aus „Sweet Home Alabma“ von „Lynyrd Skynyrd“ und Waren Zeveons „Werewolves in London“ zusammensetzt. 2007 platzierte sich der Titel weltweit in acht Ländern auf Rang eins der jeweiligen Charts (u.a. in Deutschland, England und Australien). Obwohl „Mashups“ erst seit Mitte der 90er Jahre im Zuge der Remixkultur verstärkt in Mode gekommen sind, ist das Prinzip an sich wesentlich älter. Schon in der klassischen Musik wurde fleißig gemixt und recycled. Beispiele für solche „Quodlibets“ (lateinisch für „wie es gefällt“) liefern u.a. Bach, Mozart und Wagner.

Zwar wird „Mashup“-DJs wie BenStiller immer wieder vorgeworfen, sie wären phantasielos und ihnen mangele es an eigenständiger Kreativität. Und manche Kritiker meinen gar, sie würden Diebstahl geistigen Eigentums betreiben und gegen das Urheberrecht verstoßen, weswegen einige Plattenfirmen sich regelmäßig dazu veranlasst sehen, gerichtliche Schritte zu unternehmen. Genau betrachtet steckt in dem, was die DJs machen, aber jede Menge Kreativpotenzial. Gerade DJ BenStiller ist jemand, der künstlerisch betrachtet durchaus näher bei Bach und Mozart als bei Kid Rock anzusiedeln wäre. Denn während „All Summer Long“ es sich recht leicht macht, weil hier im Grunde genommen zwei sehr ähnliche Lieder miteinander kombiniert werden, zeigt sich der Berliner häufig bestrebt, auf den ersten Blick scheinbar Unvereinbares doch irgendwie zusammen zu bringen. Bei ihm trifft z.B. die Chikagoer Nu-Metal-Band „Disturbed“ auf HipHop-Ikone Missy Elliott. Oder die Deutsch-Rapper von den „Fantastischen Vier“ kollidieren mit der französischen Elektro-Pop-Formation „Daft Punk. Darüber hinaus beschränkt sich BenStiller beim musikalischen „Vermanschen“ selten auf zwei Songs. Spätestens wenn der „House of Pain“-Club-Klassiker „Jump around“, der seinerseits Elemente aus Bob & Earls „Harlem Shuffel“, Junior Walkers „Shoot your Shot“ sowie Johnny Cashs „Daddy sang Bass“ enthält, mit Hardrock à la Papa Roach („Last Resort“), „AC/DC“ („Back in Black“) und „Queen“ („We will rock you“) vermischt wird, staunt selbst der Fachmann, und der Laie wundert sich, wie und warum das trotzdem richtig gut klingen kann.

Optisch aufgepeppt wurde die Show am Sonnabend durch diverse Videos, die aus dem Internet den meisten Besuchern hinlänglich bekannt gewesen sein dürften. Der „Youtube“-Kanal von BenStiller ist immerhin bereits über 400 000 Mal angeklickt worden. Und seine Videos haben es inzwischen auf über acht Millionen Klicks gebracht. Allerdings hat der Abend in „Dinis Disco“ gezeigt, dass so etwas nicht nur im Internet sondern auch auf der Tanzfläche prima funktioniert.
Ostfriesische Nachrichten vom 18. Oktober 2010