KINO - KICK ASS


wj Aurich. Wie wird jemand zum Superhelden? Dieser Frage versucht Mark Millar in seinem Comic „Kick Ass“ auf den Grund zu gehen. Dabei ist der Protagonist seiner Geschichte, die jetzt von Regisseur Matthew Vaughn verfilmt wurde, ein Teenager, der über keinerlei Superkräfte oder sonstige spezielle Fähigkeiten verfügt.

Dave Lizewski (Aaron Johnson) ist sogar ganz im Gegenteil ein völlig durchschnittlicher und eher unauffälliger Schüler. Von seinen Altersgenossen hebt er sich höchstens dadurch etwas ab, dass er eine Vorliebe für Comics hat. Schon seit geraumer Zeit fragt sich Dave, warum sich bisher noch niemand getraut hat, tatsächlich einen Superhelden zu mimen. Frei nach dem Motto, dass wer nicht wagt, der nicht gewinnt, ordert er kurzerhand einen grünen Ganzkörperanzug sowie ein Paar Schlagstöcke und schlüpft selber in die Rolle eines mysteriösen Rächers, den er auf den Namen „Kick Ass“ tauft. Dessen erster Einsatz nimmt allerdings ein böses Ende. Er wird von zwei Straßengangstern übelst verprügelt und zudem schwer durch Messerstiche verletzt. Doch Dave will nicht aufgeben. Nachdem ihn die Ärzte wieder zusammen geflickt haben und er infolge der Operationen weniger schmerzempfindlich ist, geht er ein weiteres Mal als „Kick Ass“ auf die Piste. 

Und die Version 2.0 funktioniert um einige Längen besser als sein Vorgänger. Es gelingt ihm, das Opfer einer Schlägerbande zu retten, was umstehende Passanten mit ihren Handy-Kameras einfangen können. Über die einschlägig bekannten Videokanäle im Internet entwickelt sich „Kick Ass“ in Windeseile zu einer Mediensensation. Dave schafft für seinen Superhelden eine eigene Homepage, auf der dieser entsprechende Aufträge entgegen nehmen kann. Eine Anfrage führt ihn zu einem stadtbekannten Drogendealer. Der zeigt sich wenig beeindruckt und droht „Kick Ass“ erneut kräftig den Allerwertesten zu versohlen. Der bekommt jedoch unverhofft Hilfe von einem Mädchen (Chloë Grace Moretz), das sich, ähnlich wie er, als Superheldin verkleidet hat und „Hit Girl“ nennt. Gemeinsam mit ihren Vater Big Daddy (Nicolas Cage) hat auch sie dem Verbrechen den Kampf angesagt. Indes wollen sich beide nicht mit dem Abservieren von Kleinkriminellen zufrieden geben, sondern die wirklichen Drahtzieher dingfest machen. Dave findet das zwar für sich eindeutig eine Nummer zu groß. Aber er steckt bereits so tief in der Sache drin, dass es für ihn kein Zurück mehr gibt...

„Kick Ass“ ist wahrlich nichts für zart besaitete Gemüter, da darin Gut wie Böse gleichermaßen darauf verzichten, irgendwelche Gefangene zu machen. Jeweilige Gegenspieler landen entweder in einer überdimensionalen Mikrowelle, die eigentlich für das Trocknen von Holz gedacht ist, oder in einer Schrottpresse. Hier wie dort werden sie so lange malträtiert, bis ihre Körper platzen und ordentlich das Blut spritzt. Der Rest erledigt sich wahlweise im Kugelhagel oder durch gezielte Klingen- und Stockschläge. Im Kern ist die Geschichte von den Teenager-Killermaschinen natürlich als absurd-witzige Persiflage gedacht. Das kommt vor allem immer dann gut rüber, wenn andere Film-Klassiker wie „Kill Bill“ oder „Matrix“ ironisch zitiert werden. Auch der gute alte Western-Mythos kriegt in „Kick Ass“ sein Fett ab. Stellenweise krankt der Streifen lediglich daran, dass er sich ein bisschen zu ernst nimmt und deswegen ein paar Längen hat. Trotzdem: Die Schauspieler haben ihre Charaktere gut getroffen. Das macht jetzt schon Lust auf eine mögliche Fortsetzung.
(Ostfriesische Nachrichten vom 24. April 2010. Trailer: Universal)